Auch in der ayurvedischen Therapie, kommt es durchaus vor, dass der Patient nicht zuletzt Geduld mit sich selbst und seinem Körper aufwenden muss, bis die positive Wirkung dieser Heilkunst spürbar wird. Sofortreaktionen erlebt man eher bei akuten Erkrankungen. Bei bereits chronischen Krankheiten können die Heilungsphasen erfahrungsgemäß auch längere Zeit in Anspruch nehmen.
Qualifizierte ayurvedische Ärzte mit mindestens 6‑jähriger Studienzeit, gefolgt von Jahren mit entsprechender Praxiserfahrung, sind in der Lage, mittels verschiedener Diagnosemethoden Ungleichgewichte zur erkennen und durch speziell auf den Patienten abgestimmte Therapien, den Menschen wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Ayurveda, zusammengesetzt aus den Worten „ayur” für Leben und „veda” für Wissen, könnte man mit „Die Wissenschaft vom Leben” oder „Das Wissen vom Leben” übersetzen. Ayurveda ist Bestandteil der altindischen Schriften, den „Veden”, einer Textsammlung, die das spirituelle Wissen dieser Region enthält.
Der Ursprung dieser Heilkunst findet sich vermutlich im Nordwesten des Himalaya und liegt zwischen 3000 – 5000 Jahre zurück. Die drei wesentlichen Werke des Ayurveda sind Charaka Samhita, Sushruta Samhita und Astanga Hridaya.
Sie dürften nach westlicher Zeitrechnung etwa um die Zeit Christi Geburt verfasst worden sein, könnten aber auch älter sein.
Während der Kolonialisierung Indiens und Sri Lankas durch die Engländer wurden sämtliche ayurvedischen Schulen geschlossen. Es war nur noch erlaubt westliche Medizin zu praktizieren. Erst mit der Unabhängigkeit Indiens ab 1947 konnte auch Ayurveda wieder seinen Platz in der Welt einnehmen. Bemerkenswert ist, dass in Indien und Sri Lanka, die ayurvedische Medizin der westlichen Medizin gleichstellt ist.
Anwendung
In der ayurvedischen Medizin ist die Mitarbeit des Patienten gefordert.Ein ausführlicher Fragebogen, mit Vorgeschichte und derzeitigem Gesundheitszustand wird erstellt. Unter Umständen muss dieser bereit sein, seinen Lebensstil und die Ernährung umzustellen.
Reinigungstherapien (Panchakarma)
Zur Anwendung kommen die Abführ-Therapie (Virechan) mit Sennesblättern oder Rhizinusöl, der Blutentzug (Rakta Moksha) z.B. Aderlass, Blutegel, Schröpfen, das Einführen von Medikamenten in die Nase (Nasya) z.B. spez. Pulver oder Öle, verschiedene Einläufe (Basti) mit z.B. Sesamöl und die Therapie des Erbrechens (Vaman) z.B. mit Kalmuswurzeltee. Hinzu kommt noch eine rein vegetarische Diät.
Massagen
Zu den verschiedenen Massagen gehören die Ganzkörper-Öl-Massage (Abhyanga), Kopf-/Gesichtsmassagen, Synchronmassagen, warme Öl-Reis-Kräuter-Massagen.
Ölstrahl-Kopfbehandlungen (Shirodhara)
Warmes Öl fließt in einem feinen Strahl pendelnd über die Stirn.
Kräuter-Dampfbäder (Swedana)
Eine Reihe von erhitzten Kräutern durchwärmen den Körper, die Kräuter wirken durch die Haut heilend, über den Schweiß werden Schlackenstoffe ausgeschieden.
Pulsdiagnose
Hier erhält der Arzt ebenfalls Aufschluss über den Zustand des Patienten, über eventuelle Störungen von Organen, sowie über das Gleich/Ungleichgewicht der 5 Elemente.
Inspektion
Zur Inspektion gehören die Augendiagnose (z.B. Farbe, Leuchtkraft, Größe), die Zungendiagnose (z.B. Form, Farbe, Beläge), die Lippendiagnose (z.B. Farbe, Beschaffenheit), die Nageldiagnose (z.B. Form, Einschlüsse, Zustand, Verfärbungen) und die allgemeine körperliche Erscheinung.
Palpation und Auskultation
Gründliches Abtasten und Abhören des Körpers.
Stuhl- und Urindiagnose
Stuhl und Urin des Patienten werden nach Farbe, Beschaffenheit und Geruch überprüft.
Die Lehre von den Doshas
Regulatoren des Körpers und des Geistes
Im Sinne der ayurvedischen Heilkunde wird der Mensch in fünf Elemente (Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther) unterteilt. Diese Elemente wiederum beschreiben bildhaft die Eigenschaften oder Qualitäten bestimmter Organfunktionen und/oder die Symptomatik von Erkrankungen.
Vata-Energie
Vata ist den Elementen Luft und Äther zugeordnet, es steuert die Bewegung, die Atmung und das Nervensystem.
Als Eigenschaften sind beschrieben: beweglich, flink, leicht, rauh, trocken, kalt, hell, hart, klar und veränderlich.
Der Sitz dieser Energie wird dem Dickdarm, dem Beckenraum, den Sinnesorganen und den Knochen zugeordnet.
Ein Zuviel an Vata-Energie macht sich durch Schlafstörungen, Müdigkeit, Verstopfung, Abschwächung der Sinneswahrnehmung, Erschöpfung, Kommunikations- und Konzentrationsstörungen bemerkbar.
Pitta-Energie
Pitta ist dem Element des Feuers zugeordnet, es regelt alles was mit Wärmehaushalt, dem Stoffwechsel und den Verdauungsvorgängen zu tun hat.
Als Eigenschaften sind beschrieben: lebhaft, beweglich, sauer, heiß, scharf, übelriechend und weich.
Der Sitz dieser Energie ist dem Dünndarm, der Haut, den Augen und dem Blut zugeordnet. Ein zuviel an Pitta bewirkt Störungen in der Verdauung, des Stoffwechsels, Veränderungen der Farbe an Urin, Stuhl, Haut und Augen.
Kapha-Energie
Kapha ist dem Element der Erde und des Wassers zugeordnet. Kapha reguliert alles was mit dem Flüssigkeitshaushalt, dem Zell- und Skelettaufbau zu tun hat.
Als Eigenschaften sind beschrieben: schwer, stabil, kühl, langsam, träge, ölig und süss.
Der Sitz dieser Energie ist dem Brustraum, dem Magen, dem Hals, dem Kopf, den Gelenken und dem Plasma zugeordnet.
Ein Zuviel an Kapha erzeugt Kältegefühl, emotionale Erschöpfung, Verstopfung, Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe, Schwierigkeiten bei der Atmung.
Dhatus (Körpergewebe)
Die sieben Dhatus (Körpergewebe) sind:
Blut (Rakta), Plasma (Rasa), Fett (Meda), Knochen (Asthi), Knochenmark (Majja), Muskeln (Mamsa) und Reproduktionsflüssigkeit (Sukra).
Malas (Ausscheidungen)
Die drei Malas sind Schweiß, Urin und Stuhl.
Indikation
Ziele des Ayurveda liegen in der Harmonisierung des Körpers, respektive der Energieflüsse, dem stärken der Abwehrkräfte, der Vorbeugung von Krankheiten und Linderung von Schmerzen und gesundheitlichen Problemen, sowie dem aktivieren der Selbstheilungskräfte, Stressabbau und der Entspannung.
Beachten
Speziell bei den flüssigen Auszügen und anderen Bestandteilen ayurvedischer Rezepturen ist Vorsicht angeraten!
Wir weisen nochmals darauf hin das Ayurveda keine fadenscheinige New-Age-Modeerscheinung ist!
Es hat einen Grund, dass eine offizielle Ausbildung zum ayurvedischen Arzt 7 Jahre oder länger dauert. Bitte achten Sie bei der Wahl Ihres Dienstleisters auf dessen Qualifikation hinsichtlich zukünftiger Anwendungen.
Anm.d.Red.: Wobei der letzte Satz eigentlich generell zu beachten ist – egal wen Sie an sich, bzw. ihre Gesundheit in Körper und Geist heran lassen
Gegenanzeigen
Unter fachlicher Aufsicht bisher keine bekannt